Kein Grund zur Trauer

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Dem höherklassigen Gegner aus Pirna unterliegt der SV Hermsdorf mit 27:28 (15:17)

Hermsdorf. Es gibt ja dieses Sprichwort: Je oller, desto doller. Sicherlich, eine Phrase par excellence, doch im Fall von Jan Heilwagen hat sie durchaus ihre Berechtigung.


Denn der kleine Flügelflitzer in den Reihen von Pierre Liebelt war für den einen oder anderen Verzückungsmoment bei den Zuschauern auf der Tribüne am Sonntag verantwortlich, als denn der SV Hermsdorf sein erstes Vorbereitungsspiel gegen den ESV Lokomotive Pirna absolvierte. Heilwagen, Baujahr 1984, bekam den Ball nach einem Zuspiel von Martin Ehm nicht vollends unter Kontrolle. Das kleine Leder tänzelte noch zwischen seinen Händen, während er schon mit Hochgeschwindigkeit gen Kreis unterwegs war. Letztlich konnte er den Ball doch noch irgendwie bändigen, um dann abzuspringen und ihn in seiner unnachahmlichen Art in des Gegners Gehäuse – mit reichlich Effet ausgestattet, linkes Eck – zu werfen. Wunderschön, zumal seine tänzelnde Ballverarbeitung da am Rand fast schon etwas Artistisches besaß. Nicht nur Hallensprecher Ralf Kühne war vollends aus dem Häuschen, man verstand eigentlich gar nichts, sondern auch Vanessa Panck und Laura Jecke, die das Handball-Schmankerl von Jan Heilwagen aus nächster Nähe erleben durften. Applaus, Applaus. Der Publikumsliebling traf da gen Ende des zweiten Aktes zum temporären Spielstand von 24:23. Er sollte dann auch noch zum 25:24 treffen.

Generell war das entschlossene Agieren der Kreuzritter in der Endphase der Partie dafür verantwortlich, dass die Zuschauer, allen voran die Delegation der E-Junioren, noch einmal inbrünstig ihre Stimmbänder strapazierten und fleißigst in die Hände klatschten und den Tribünenboden mit den Füßen bearbeiteten, als der Schallplattenunterhalter „We Will Rock You“ von Queen anspielte. Nichtsdestotrotz mussten sich die Handballer des SV Hermsdorf am Ende mit einen Niederlage abfinden. 27:28 lautete der Spielstand nach verrichtetem Tagwerk.

Dergleichen wiederum war kein Grund zur Trauer für Pierre Liebelt. „Ich bin sehr zufrieden mit der Leistung, zumal wir gegen ein Team gespielt haben, das über drei individuell starke Spieler verfügt“, resümierte Pierre Liebelt, der auch betonte, dass wohl auch ein Sieg möglich gewesen wäre, um dann umgehend die Handball-Baustellen zu benennen. „Wir haben vier Sieben-Meter verworfen. Und dann hatten wir eine Phase, in der unsere Chancenverwertung nicht gerade optimal war“, sagte der SV-Coach, der damit auf jene Spielabschnitt verwies, in der sich die Gäste aus Pirna auf sechs Tore (9:15) absetzen konnten. Doch dank einzelner Umstellungen auf dem Feld sei es seinem Team gelungen, den Gegner vor neue Aufgaben zu stellen, führte Liebelt weiter aus. Und in der Tat konnten sich die Kreuzritter auf zwei Treffer (15:17) bis zum Pausenpfiff wieder herankämpfen. Ein weitere Baustelle hatte der Trainer indes noch im Verteidigungsverhalten ausmachen können, insbesondere das Agieren in der kleinen Gruppe.

Im zweiten Akt, die verdienten Haudegen wie Martin Ehm, Maximilian Remde, Marvin Schreck oder Hannes Rudolph griffen nun verstärkt in das Geschehen mit ein, konnte der Gastgeber zweimal egalisieren – 19:19 und 23:23 – , um dann anschließend viermal die hauchdünne Führung – 24:23/25:24/26:25 und 27:26 – zu übernehmen, bevor denn die Handballer aus der Sächsischen Schweiz mit einem Doppelpack zurückschlugen, während der Gastgeber in den letzten Sekunden auch aufgrund eines Wechselfehlers in Unterzahl spielen musste.

Stefan Riedel noch sehr emotional
Jan Heilwagen war nun, wenn man denn so will, der Handball-Methusalem an diesem Sonntag in der Werner-Seelenbinder-Halle. Er war, neben Petr Nedved, der älteste SV-Protagonist da auf dem Parkett. Dergleichen wurde gerade bei der Anfangsformation deutlich, als er zusammen mit Felix Reis, Jan Minas, Sebastian Hammer, Cedric Schreiber und Zugang Jannick Möller auflief. Fast alle Anfang 20. Und auf der rechten Seite gesellte sich der pfiffige Ü-30-Flügelflitzer noch dazu. „Die Jungs haben gut mitgehalten“, lobte Pierre Liebelt seine jungen Pappenheimer, zeigte sich darüber hinaus auch mit dem debütierenden Kreisläufer Jannick Möller zufrieden: „Er war in der Abwehr gut, war sehr aggressiv. Die Einstellung hat bei ihm auf jeden Fall gestimmt.“

Auf der Bank, und nun zur Passivität verdammt, saß indes der neue Co-Trainer von Pierre Liebelt: Stefan Riedel. Für ihn war es die erste Partie an der Außenlinie. Und wenn man seiner Körpersprache und den Worten von Pierre Liebelt Glauben schenken mag, dann war die neue Situation für ihn noch etwas gewöhnungsbedürftig. „Er ist noch sehr emotional mit dabei, was ja auch irgendwo normal ist. Doch er hat mir sehr viele gute Tipps gegeben. Das hat schon alles gepasst“, sagte der Coach. Letztlich habe die Partie gezeigt, dass der SV Hermsdorf mit höherklassigen Teams mithalten kann, „von daher sollte eine Medaillenplatz in der Thüringenliga möglich sein“, betonte der Coach.

Und mit hoher Wahrscheinlichkeit wird dann auch Jan Heilwagen den einen oder anderen schönen Treffer kredenzen. Getreu dem Motto: Je oller, desto doller.

Statistik: Rudolph 5, Schreck, Reis 2, Schreiber 3, Nedved, Hammer 2, Ehm 3, Zehmisch, Meißner, Heilwagen 5, Anlauf 1, Minas 2, Remde 4, Krüger, Möller (Quelle: OTZ /Marcus Schulze / 07.08.18)