Eine Konzeption muss her

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Ex-Trainer vergleicht die Verpflichtung von Pierre Liebelt mit der von Julian Nagelsmann bei der TSG Hoffenheim

Von Jens Henning

Hermsdorf. Wunderdinge erwartet Mario Kühne, bis April Trainer der Hermsdorfer Oberliga-Handballer, heute Abend nicht, auch nicht vom neuen Steuermann, von Pierre Liebelt. Kühne hatte eine gehörige Aktie daran, dass der ehemalige Torwart heute Abend seine Premiere feiert als Cheftrainer. "Ja, ich habe Pierre wieder ins Gespräch gebracht", sagte Kühne vorm heutigen Punktspiel ab 19.30 Uhr gegen Lok Pirna. Schon vor zweieinhalb Jahren wollte Kühne Liebelt mit ins Boot holen. "Als Jens Friedrich damals zurück getreten war, habe ich einen zweiten Mann gesucht. Pierre stand bei mir ganz mit oben auf der Wunschliste. Leider hatte es bei ihm damals zeitlich nicht gepasst", sagte Kühne über den Februar, März 2014.

Die Personalie Liebelt sieht Kühne als Chance. "Pierre ist unverbraucht. Er hat auch nicht so die privaten und persönlichen Kontakte zu vielen Spielern und Menschen im Verein. Das muss nicht die schlechteste Variante sein. Er geht unvoreingenommen an die Aufgabe."
Der Ex-Trainer, der mit seinem damaligen Co-Trainer Peter Wolter in der Spielzeit 2014/15 mit 28 Punkten die erfolgreichste Oberligasaison spielte, verglich die neue Situation in Handball-Hermsdorf mit der im Fußball. "Bei der TSG Hoffenheim hatten sie vor im Februar Julian Nagelsmann verpflichtet. Hoffenheim stand auf dem vorletzten Platz, war Abstiegskandidat. Und Nagelsmann, den bis dahin keiner kannte im Trainergeschäft, schaffte mit der TSG noch den Klassenerhalt. Und jetzt, im zweiten Jahr unter ihm, steht die Mannschaft auf dem vierten Tabellenrang, der zur Teilnahme an der Champions League berechtigen könnte", sagte Kühne.
Als sich abzeichnete, dass es mit Steffen Schreiber, der erst am 1. Juli die Hermsdorfer Mannschaft übernahm, nicht mehr weitergehen könnte, war Kühne der erste Ansprechpartner für die Verantwortlichen im SV Hermsdorf als möglicher Schreiber-Nachfolger. Doch Kühne sagte ab. "Ich habe gesagt, das ich nicht zur Verfügung stehe. Und das Wort gilt auch für die nächsten fünf, sechs oder sieben Wochen." Was sich Kühne wünscht, auch für Liebelt, ist, "dass Ruhe in den Verein einzieht. Es wurden viele Fehler gemacht. Zu viele Leute wurden in der jüngeren Vergangenheit gegen den Kopf gestoßen. Der Verein ist gut beraten, konzeptionell zu denken. Jetzt werden die Weichen für die Zukunft gestellt. Man muss sich auch Gedanken machen, was passiert, wenn man absteigt. Dann braucht man trotzdem eine schlagkräftige Mannschaft. Diese Thüringenliga ist sehr ausgeglichen besetzt. Wenn es Hermsdorf nicht schafft, eine gute Mannschaft aufzubauen, kann es passieren, dass man schnell durchgereicht wird."
Das Kapitel Mitteldeutsche Oberliga hat Kühne noch nicht gedanklich geschlossen. "Man hat jetzt Pirna daheim. Dann geht es nach Apolda, Dann kommt Plauen-Oberlosa. Wenn man aus den drei Spielen vier oder fünf Punkte holen könnte, wäre der Rückstand auf die anderen Teams kleiner geworden. Dann wäre noch was möglich."
Dass die Hermsdorfer bis zum Saisonende ohne ihren bisher besten Werfer Sebastian Triller auskommen müssen, bedauert Kühne. "Das Spiel war sehr auf Triller zugeschnitten. Viele seiner Mitspieler konnten sich bisher immer hinter ihm verstecken, wenn es darum ging, Verantwortung zu übernehmen. Das ist jetzt vorbei. Jetzt muss jeder Spieler Farbe bekennen. Sebastian ist nicht mehr da. Diese Konstellation kann auch einen Schub in der Mannschaft bringen. Die Rollen verschieben sich. Ich bin gespannt auf das Spiel gegen Pirna."

(Quelle: OTZ/Jens Henning/10.12.2016)